Tourismusanbieter zwischen Energiekosten und Personalmangel

Veröffentlicht am 06.01.2023

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Die verringerte Kaufkraft und die gestiegenen Energiekosten machen sich auch bei den ostbelgischen Tourismusanbietern bemerkbar. Während die durchschnittliche Auslastung der Unterkunftsbetriebe im Vergleich zum Vorjahr zwar in etwa gleich blieb, konnte beobachtet werden, dass die Kunden in Ihrem diesjährigen Weihnachtsurlaub weniger ausgaben als zuvor. Gleichzeitig mussten die meisten Betriebe ihre Preise mit Blick auf die aktuelle Energiekrise erhöhen. Nicht zuletzt bereitet auch der Personalmangel vielen Tourismusbetrieben Sorgen, wie eine Umfrage der Tourismusagentur Ostbelgien unter ihren Mitgliedern ergab.

Im Vergleich zum Vorjahr gab die Hälfte der Hotel- und Gästezimmerbetreiber an, dass die Besucherzahlen  gleichgeblieben sind. Ein Viertel meldete eine schlechtere Auslastung als im Vorjahr. Konkret bedeutet das eine durchschnittliche Auslastung von 58 %, wobei 4 von 10 Betriebe eine Auslastung von 80 % oder mehr erzielten. Gebucht wurden vor allem Übernachtungen in Halbpension oder mit Frühstück. Gourmet-Aufenthalte waren 2022-23 weniger beliebt.

Bei den Ferienwohnungen und Ferienhäusern gaben 72 % an, sie seien während der Ferien zu 80-100 % ausgelastet. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe lag bei 82 %. Hier gaben 72 % der Betriebe an, die Auslastung sei im Vergleich zu 2021-22 gleichbleibend. Es ist ebenfalls anzumerken, dass Gäste von Ferienwohnungen tendenziell länger in Ostbelgien weilen. Während bei allen Unterkunftsbetrieben der Wochenendtrip auf Platz 1 des Rankings landete, erreichten Aufenthalte von über 5 Tagen bei den Ferienwohnungen den zweiten Platz, in den Hotels verweilte man eher nur für einen Kurzurlaub oder übernachtete auf der Durchreise.

Buchungsverhalten der Hotelbesucher ist kurzfristig

Im Rahmen der Befragung stellte sich heraus, dass die Zimmerbuchungen in Hotels, Herbergen und Gästezimmern meist eher kurzfristig stattfinden. So finden 46 % der Buchungen innerhalb des Anreisemonats statt. Nur 15 % der Reservierungen werden mehr als 3 Monate vor Beginn des Urlaubs vereinbart.

Die Umfrage unter den Betreibern von Ferienwohnungen und -häusern zeichnet ein gegenteiliges Bild. Hier bucht nur jeder Fünfte innerhalb des Anreisemonats, rund ein Drittel zwischen 1 und 3 Monaten vor ihrer Anreise und fast die Hälfte der Besucher reservieren ihre Ferienwohnung mindestens 3 Monate im Voraus.

Die Wahl der Buchungswege ist bei allen Unterkunftstypen gleich aufgeteilt. Die meisten Buchungen finden über direkten Kontakt statt, am zweitwichtigsten sind einschlägige Buchungsplattformen und auch Reiseagenturen werden für Buchungen kontaktiert.

Ausflugsziele zogen wieder mehr Besucher an

Eine positive Entwicklung gibt es bei den touristischen Attraktionen in Ostbelgien. 63 % der Ausflugsziele verzeichneten höhere Besucherzahlen als während des Vergleichszeitraums im vergangenen Jahr. Ein wesentlicher Unterschied liegt da in den sanitären Maßnahmen (u.a. Covid-Safe-Ticket), die in den Weihnachtsferien 2021-22 bestanden, aber 2022-23 nicht mehr aktiv sind. Aktuell hat die Pandemie keinen Einfluss mehr auf die Tourismusanbieter und ihre Gäste. Auch das milde, aber regnerische Wetter regte die Menschen an, Indoor-Ausflugsziele zu besuchen. Im Haus für Tourismus in Malmedy konnte kurz vor Ende der Weihnachtsferien ein Besucher-Plus von 28,5 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2021-22 erreicht werden.  

In den Weihnachtsferien waren bei den Besuchern besonders Wanderungen und Familienausflüge beliebt, aber auch regionale Produkte und Restaurants sowie kulturelle Einrichtungen waren Anziehungspunkte für Touristen. Auf die jeweiligen Sehenswürdigkeiten wurden die Gäste in erster Linie über das Internet und Social Media aufmerksam.  Ebenfalls wichtig waren Tipps von Bekannten oder eigene vorangegangene Erlebnisse in Ostbelgien, sowie Prospektmaterial über die Region.

Inflation und verringerte Kaufkraft machen sich bemerkbar

Auf die Frage, ob die Mitglieder der Tourismusagentur die verringerte Kaufkraft der Menschen und die Inflation in ihrem Betrieb spürten, antwortete rund die Hälfte der Unterkunftsbetriebe zustimmend. Jene Hotelbetriebe und Gästezimmer, die eine Veränderung des Gästeverhaltens beobachteten, gaben an, dass sie entgegen der durchschnittlich stabilen Frequentierung weniger Gäste begrüßen konnten (42% aus dieser Gruppe) und Stammgäste seltener oder für einen kürzeren Aufenthalt anreisten (16 %). Zudem wurde hervorgehoben, dass die Gäste in Ihrem Urlaub weniger Geld ausgeben (26 %) und vereinzelt auch auf Kombi- und Sonderangebote sowie Ermäßigungsbons zurückgriffen.

50 % der befragten Ferienwohnungsbesitzer, die den Einfluss der verringerten Kaufkraft in ihrem Betrieb bemerkten, gaben ebenfalls einen Rückgang der Gästezahlen an. 33% hoben hervor, dass Kunden eher kürzere Aufenthalte buchten. Im Bereich der touristischen Ausflugsziele bemerkten 63 % eine Veränderung des Gästeverhaltens. Ebenso wie die Unterkunftsbetriebe zeigten sie auf, dass die Besucher weniger Geld für ihre Aktivitäten ausgaben und Sparangebote nutzten.

Steigende Energiekosten und Personalmangel machen Betrieben zu schaffen

Die steigenden Energiekosten stellen ebenfalls eine Herausforderung für die Tourismusbetriebe dar. Um den steigenden Ausgaben zu begegnen, mussten 85 % der Hotels und Gästezimmer sowie 82 % der Ferienwohnungen ihre Preise steigern. Insgesamt lagen 45 % der Preissteigerungen bei unter 5 %, 39 % zwischen 5 und 10 %. 16 % der betroffenen Betriebe erhöhten ihre Preise um über 10 %.

Der Personalmangel im Tourismussektor macht sich insbesondere bei den Hotelbetrieben bemerkbar. 72 % der befragten Hoteliers gaben an, in ihrem Betrieb zu wenig Personal zu haben. Es wurde erhoben, dass etwa die Hälfte der betroffenen Betriebe als Reaktion darauf die Öffnungszeiten ihrer Betriebe anpassen mussten, 4 von 10 stellten zudem vermehrt Studenten ein. Außerdem wurde mitgeteilt, dass weniger Mahlzeiten angeboten und weniger Buchungen angenommen wurden.

Auf das Jahr 2023 blicken Ostbelgiens Tourismusbetriebe mit viel Hoffnung für eine Verbesserung des Arbeitsmarktes, eine Senkung der Lebenskosten und Reduzierung der Energiekosten.


Infos zur Umfrage: Die Online-Umfrage wurde unter den Mitgliedsbetrieben der Tourismusagentur Ostbelgien durchgeführt. Die Befragung betrifft die Periode der Weihnachtsferien vom 26. Dezember 2022 bis 6. Januar 2023 und wurde zwischen dem 30. Dezember und dem 2. Januar einschließlich durchgeführt. Die Ergebnisse sind rechtlich nicht bindend und beziehen sich ausschließlich auf die ostbelgischen Betriebe, die an der Befragung teilgenommen haben.


 

Wanderungen in der Natur gehören zu den bevorzugten Aktivitäten der Gäste. ©Pierre Pauquay/SPRL Cernix

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